Über die Künstlerin
Gedanken zur Malerei von Eka Meyer-Lausch
Jost Funke | Professor für bildende Kunst und Kunstgeschichte
Die Sujets der Arbeiten von Eka Meyer-Lausch sind genuin malerische Ereignisse: Akte, Blüten, Früchte, nur: die künstlerische Deutung dieser Themen geschieht auf eine unerwartet dramatische Weise, die gleichermaßen fasziniert und irritiert. Eka Meyer-Lausch setzt sich auf eine unkonventionelle, absolut subjektive Weise mit traditionellen Inhalten auseinander, indem sie diese in völlig neue bildnerische Zusammenhänge stellt. Hierdurch entsteht in jedem Bild ein unaufgelöster Gegensatz zwischen dem Bildgegenstand und dem Bildgrund. Dieser Gegensatz verdeutlicht zugleich die kunsthistorische Position der Malerin, denn in den Hintergünden ihrer Bilder hat sie sich mit Stilprinzipien der aktuellen Kunst auseinandergesetzt. In intelligenten Zitaten beweist sie, daß sie die Geschichte der Malerei unserer Zeit sehr wohl kennt – diese jedoch nie imitiert. Als lesende Künstlerin weiß sie, daß in der Malerei wie in der Literatur das Zitat ein Beleg für die Kenntnis des Zitierenden ist.
Aber wie in der Literatur ist in ihren Bildern das Zitat nur ein aperçu, eine inspirierte Anmerkung, ein Spritzer Esprit und keineswegs das ganze Bild, es bleibt ein Nebenthema – das Hauptmotiv aber steht dominant im Zentrum unserer Wahrnehmung, das nicht die Bildmitte sein muß. Während die Hintergründe oft dynamisch mit gestischem Impuls gemalt sind, so brilliert die Malerin in ihren Hauptmotiven mit ihrer traditionellen Präzisionsmalerei, die an die große Zeit niederländischer Maler des 17. Jahrhunderts und an deren Fijnmalerei errinnert. Damit stellt jedes Bild eine coincidentia oppositorum dar, einen harmonischen Zusammenklang von Gegensätzen. Wassily Kandinsky formulierte: „Gegensätze und Widersprüche – das ist unsere Harmonie“ (über das Geistige in der Kunst). In diesem Sinn Kandinskys gelingt Eka Meyer-Lausch in ihren Bildern eine sensible Synthese von Altem und Neuem, ohne daß das Neue altbacken erscheint oder das Alte künstlich aktualisiert.
Diese concordia discors, die Einheit des Unterschiedlichen bestimmt jedes Bild auf eine besondere Weise: Das gilt auch für einige „Blumenstücke“. Hier hat sich die Malerin mit der vergänglichen Schönheit auseinandergesetzt. Wie eine Naturwissenschaftlerin wartet sie ab und beobachtet ihre Sujets, bis sie den Zustand des Vergehens erreicht haben, der die künstlerische Inspiration auslöst. Nicht zuletzt hierdurch wirken die Bilder, als stünde für einen Augenblick die Zeit still, als wäre der Prozeß des Verfalls für Sekunden nur aufgehalten worden. Die Zeit ist in Meyer-Lauschs Bildern als Stillstand, als Ruhe, als Moment der Stille und Kontemplation vorhanden.
Oft scheint es, als habe – wie in der Welt des Märchens – die gesamte Natur den Atem angehalten, als seien Bewegungen plötzlich zum Stillstand gekommen, als würde die Fiederung einer Tulpe zur zeitlosen Schwinge des Chronos. Viele Bilder offenbaren erst bei aufmerksamer und langer Betrachtung ihre verborgenen Geheimnisse.
Doch bei allem Raffinement der Gestaltung sind die Arbeiten Meyer-Lauschs keinesfalls nur wohlüberlegte Konstrukte. Jede Leinwand quillt förmlich vor Sinnlichkeit über. Eine opulente Malerei macht aus jedem Bild „dem Auge ein Fest“ (Delacroix), jede Leinwand dokumentiert die Lust der Malerin an der Malerei, an der schönen Oberfläche, am allmählichen Entstehen des Bildes aus einem Gedanken, aus dem Übertragen von Ideen in Farben. In dieser wunderbaren Mischung aus Sinnlichkeit und Geistigkeit liegt schließlich auch das Geheimnis der Anmutung, die von der Malerei der Eka Meyer-Lausch ausgeht. Dabei wird das Geistige sinnlich augedrückt und das Sinnliche geistig fundiert. Bedeutende Malerei hat immer über diese Qualitäten verfügt – sie sind für ein Kunstwerk unverzichtbar.
Biografie Eka Meyer-Lausch
(*1945) in Bruchhausen-Vilsen aufgewachsen
1965-68
Studium an der Pädogischen Hochschule, Bremen
1968-92
Tätigkeit als Lehrerin in Bremen
1986
Veröffentlichung der ersten Bilder
ab 1987
Einzel- und Gruppenausstellungen
1987
Galerie im Hofmeierhaus, Bremen
1988
Galerie Bollhagen, Worpswede
1989
Galerie Beletage, Düsseldorf
1991
Galerie Hyna, Rottach-Egern
1993
Galerie Mönch, Bremen
1995
Galerie van Remmen, Solingen
1997
Galerie Mönch, Bremen
1999
Galerie Conzen, Düsseldorf
2000
Galerie Wagner, Bonn
2002
Galerie Mönch, Bremen
2004
Galerie Thea Fischer-Reinhard, Berlin
2005
Galerie Thea Fischer-Reinhard, Berlin
2007
Galerie Mönch, Bremen
2009
Galerie Mönch, Bremen
2011
Galerie Luzan, Berlin
2012
Galerie Mönch, Bremen
2017
Galerie Mönch, Bremen
2022
Kunsthandel Ausmeyer & Gerling, Bremen
2023
Galerie Mönch, Bremen
2023
Kunsthandel Ausmeyer & Gerling, Bremen
2024
Kunsthandel Ausmeyer & Gerling, Bremen